Neumünster / Pinneberg / Segeberg (em/sh) Es war wirklich ein ereignisreiches Jahr, das Jahr 2016. Für das Brexit-Votum, die US-Präsidentschaftswahlen, und das italienische Verfassungsreferendum darf man konstatieren, dass diese Überraschungen für dieses Jahr so nicht im Drehbuch gestanden haben. Sowohl die Finanzmärkte als auch die Wirtschaft haben darauf jedoch insgesamt besonnen reagiert.

Der Deutsche Aktienindex Dax erreichte nach einem völlig verkorksten Jahresstart in der Vorweihnachtszeit Jahreshöchststände über 11.000 Punkte. Also war es am Ende wie erwartet: In einer Welt ohne Zinsen gab es sehr wohl positive Wertpapiererträge, wie wir sie durch die Nullzinsbrille im Großen und Ganzen auch so gesehen haben.

Wie geht es nun weiter? Unsere Prognose für 2017 lautet: Es wird sich nahtlos ein abermals spannendes Jahr an den Finanzmärkten anknüpfen. Ob das makroökonomische Hauptszenario am Ende passt und die Weltwirtschaft moderat um rund 3,5 Prozent expandieren wird, hängt wohl maßgeblich von zwei Schlüsselfaktoren ab: der Geldpolitik und den politischen Risiken.

An den Rentenmärkten hat ein Umdenken stattgefunden. Denn es gibt ein entscheidendes Risiko, das von der Unsicherheitslandkarte verschwunden ist: die Deflationssorge. Mit steigenden Inflationserwartungen und der Überzeugung, dass die Notenbanken nicht noch einmal expansiv nachlegen müssen, stiegen die Renditen langlaufender Anleihen gegen Jahresende 2016 in Euroland ein wenig, in den USA sogar spürbar an. Diese Entwicklung sollte sich mit Blick auf unsere Inflationsprognose zumindest zaghaft fortsetzen.

Ergänzend sorgt das Superwahljahr 2017 bei weiterhin schwankungsanfälligen Finanzmärkten in den nächsten Monaten wohl für noch steilere Renditekurven. Dazu trägt bei, dass künftig die Finanzpolitik eine etwas wichtigere Rolle spielen dürfte. Das belastet tendenziell die Anleihekurse. Außerdem rechnen wir damit, dass die Europäische Zentralbank Ende 2017 anfängt, ihr Anleihekaufprogramm zurückzufahren, was ebenfalls Renditeaufwärtsdruck erzeugen sollte. Die Risikoaufschläge in der Euroland-Peripherie bleiben durch die insgesamt höhere politische Unsicherheit unter Druck.

Grundsätzlich gilt, dass man für 2017 erneut die Nullzinsbrille aufsetzen darf, um konstruktive Anlageperspektiven auf den Wertpapiermärkten auszumachen. Die beiden beschriebenen Unsicherheitsfaktoren sollten auch hinsichtlich der Aktienmarktperspektiven ernstgenommen werden, die positiven Effekte eines sich ganz allmählich normalisierenden Zinsumfeldes, einer stabilen Wirtschaft und wieder ansteigender Unternehmensgewinne aber auch. Denn diese sorgen bei den derzeit moderaten Aktienbewertungen für ein kompensierendes Gegengewicht. Somit halten die Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt 2017 insgesamt mehr positive als negative Einflüsse bereit. In diesem Sinne dürfte eine ausreichend hohe Aktienquote dem eigenen Portfolio trotz potenzieller Überraschungen und der absehbaren Schwankungsintensität guttun.