Hamburg/Pinneberg (ml) Wenn es eine Berufssparte gibt, die in den vergangenen Jahrzehnten eine fast inflationäre Entwicklung zu verzeichnen hat, dann ist dies ohne Frage das Berufsbild des Coaches. Hier gibt es mittlerweile unzählige, fast unüberschaubare Angebote im Hinblick auf Seminare und Workshops, Buchveröffentlichungen oder auch Personal Trainings.

Ganz sicher hängt dieses Geschehen auch mit der Entwicklung in unserer Arbeitswelt zusammen. Und dass sich hier in den zurückliegenden Jahren nicht alles zum Besten entwickelt hat, lässt sich mit dem Anstieg der psychischen Erkrankungen wie beispielsweise dem ebenso inflationär zu bezeichnenden Auftreten des sogenannten Burnouts mittlerweile fast beweisartig dokumentieren. Derartige Entwicklungen schaffen natürlich immer Raum für Menschen, die hier ein neues berufliches Betätigungsfeld sehen. Und so hat dies gerade im Bereich des Coachings wie eben schon erwähnt zu einer kaum zu überblickenden Zahl an Hilfsangeboten geführt. Hier die Spreu vom Weizen zu trennen, fällt nicht immer leicht. Wenn man sich diese Aufgabe aber vornimmt, muss eines der Kriterien für die Bewertung für ein seriöses Coaching ganz sicher die Frage nach der Erfahrung sein also die Frage, wie lange macht jemand schon diesen Coaching- Job. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns auf die Suche gemacht und mit Harald Uebler ohne Frage einen Profi der vielzitierten ersten Stunde gefunden. Das Wirtschaftsmagazin hat sich mit ihm zu einem Gespräch getroffen.

Herr Uebler, wie sind Sie zum Coaching gekommen?

Das war eher unbeabsichtigt und liegt schon viele Jahrzehnte zurück. Ich habe nach meiner kaufmännischen Ausbildung irgendwann als Projektleiter bei der Firma Jungheinrich in Hamburg gearbeitet. Im Zuge der Umstellung vom sogenannten Lochdatenstreifen auf EDV wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte, dies als Koordinator zu begleiten und umzusetzen also quasi das Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und dem Vertrieb zu sein. Dies hat mir großen Spaß gemacht und rückblickend darf ich wohl sagen, dass mir diese Aufgabe ganz gut gelungen ist. Später haben mir viele Mitarbeiter bestätigt, dass ich ihnen lassen Sie es mich so formulieren die Angst vor dem „Schwarzen Kasten“ so wurde die EDV früher bezeichnet genommen habe. Schon damals machte ich die Erfahrung, dass mir Menschen ganz offensichtlich vertrauen, dass ich gut auf sie eingehen kann und sie sich mir gegenüber gerne öffnen.

Wie kam es zu Ihrer Selbstständigkeit?

Auch das war eher zufällig. Nach der erfolgreichen Umstellung bei Jungheinrich auf die EDV habe ich dort die damals neuartige Mikroverfilmung eingeführt. Ich habe schnell die Vorteile der Mikroverfilmung für Unternehmen erkannt und habe mich dann mit sechs Kollegen mit der Firma alpha COM selbstständig gemacht. Damals war man ja darauf fokussiert, alles möglichst „klein zu machen und Platz zu schaffen“ und so haben wir begonnen, uns als Dienstleister für Unternehmen im Bereich der Mikroverfilmung zu etablieren. Auch hier war es meine Primäraufgabe, Mitarbeiter in Unternehmen die Angst von dieser Art der Datenspeicherung zu nehmen. Nach neun Jahren hatten wir 90 Mitarbeiter. Nachdem das Unternehmen erfolgreich am Markt etabliert war, wollte ich mit diesem Wissen mich wiederum diesmal allerdings „alleine“ selbstständig machen.

Wie ging es weiter?

Nun, zunächst habe ich mich mit meinem Unternehmen Uebler GmbH selbstständig gemacht. Ich habe Büromöbel und Büroorganisationsmittel zwischen Hamburg und Bremen vertrieben. Hier gehörte die Spezialisierung der persönlichen Arbeitsplatzsituation sowie die Transparenz vom Arbeitsplatz bis ins Archiv zu den wesentlichen Tätigkeitsfeldern. Auch hier war ich im Hinblick darauf, Menschen die Angst vor Veränderung zu nehmen, immer wieder gefordert. Letztlich habe ich dann gemerkt, wie viel Spaß mir diese Arbeit mit den Menschen macht. Nachdem ich mich dann in Weiterbildungsinstituten um das Thema Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung und Zeitmanagement gekümmert habe, beschloss ich Anfang 2005, mich als Berater und Coach selbstständig zu machen. Was habe ich für Vorteile, wenn ich mich für Harald Uebler entscheide? Das alles aufzuzählen, würde sicherlich dieses Interview sprengen, wenn Sie erlauben, dass ich das so formulieren darf. Aber natürlich erfahren Sie durch mich einen hohen Nutzen. Sonst würde ich das nicht machen.

Was ist das für ein Nutzen?

Der Nutzen von „Coaching on the job“ lässt sich nur schwer in Euro und Cent bewerten. Aber ich verspreche meinen Klienten eine höhere Arbeitszufriedenheit, weniger Konflikte und eine bessere Kommunikation. Dies führt letztlich natürlich auch zu einem besseren betriebswirtschaftlichen Ergebnis. Meine Tätigkeitsfelder sind in fünf Bereiche zu definieren: Die Persönlichkeits- und Teamentwicklung, die Strategien für die Selbstführung und die Selbstorganisation, das strategische Denken und Handeln für Unternehmer und Einzelpersonen, die Strategien für die berufliche Selbstvermarktung und schließlich das berufsbegleitende Coaching. Wenn Sie in einem Unternehmen eingesetzt sind, bedeutet dies aber ja auch dem Inhaber möglicherweise etwas zu sagen, was ihm nicht gefällt. Gut, dass Sie das ansprechen. Weil es genau so sein muss. Ich stelle schnell fest, wenn ich instrumentalisiert werden soll, um beispielsweise von den eigentlichen Problemen in einem Unternehmen abzulenken. Da mache ich nicht mit, weil es letztlich ja auch meinem Auftraggeber, also dem Unternehmer, nichts nützt, ihm lassen Sie es mich so formulieren „gefällig zu sein“. Das geht nach hinten los und würde meine Aufgabe zunichte machen. Wissen Sie und das gilt für alle meine Klienten ich kann den Menschen nur helfen, wenn sie auch bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Ich biete ihnen die Möglichkeit, mich als Reflexionsfläche zu benutzen. Ich glaube, dass ich den meisten klarmachen kann, dass sie bei mir nicht nur blanke Theorie erhalten sondern von meiner langjährigen Erfahrung, die ich in meiner Arbeit vom Vorstandsvorsitzenden bis hin zum Mitarbeiter am Fließband bekommen habe, profitieren können. Letztlich bedeutet es auch, dass man wissen muss, wie wichtig lebenslanges Lernen ist .

Wenn Sie die Frage erlauben, wie lange machen Sie das noch?

Das beantworte ich sogar sehr gerne: Wissen Sie, das Leben ist endlich, das weiss ich nur zu gut. Ich mache das noch so lange, wie ich auf Menschen treffe, die meine Hilfe wünschen und die mir vertrauen. Und wenn ich mich da so umsehe, scheint es im Moment immer mehr Menschen zu geben, die meine Unterstützung suchen. Ihre Aufgabe scheint Sie ganz auszufüllen.

Gibt es dennoch einen persönlichen Wunsch?

Oh ja, den gibt es: Mein Sohn ist ja in demselben Metier tätig und so wünsche ich mir, dass ich mit ihm noch viele Jahre zusammen arbeiten darf.

Danke für das Gespräch, Herr Uebler, haben Sie für unsere Leser vielleicht noch ein Motto?

Da möchte ich Gottfried Keller zitieren: Studiere die Menschen nicht, um sie zu überlisten und auszubeuten, sondern um das Gute in ihnen aufzudecken und in Bewegung zu setzen. Uebler Coaching „Coaching on the job“ und lebenslanges Lernen

Bild: Harald Uebler verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Unternehmen und Mitarbeitern.