Hamburg (fg/kv) Haben autonom fahrende LKW erhebliche Vorteile? Andreas Mähler (Geschäftsführender Vorstand SVG-Hamburg eG), Manfred Kuchlmayr (Unternehmenskommunikation Iveco AG), Markus Zoder (Geschäftsführer Heinrich Zoder Spedition GmbH) und Axel Kröger (Geschäftsführer Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG) diskutierten die Einsatzmöglichkeiten autonom fahrender LKW unter Moderation von Jan H. Winter im ersten Wirtschafts Dialog Logistik auf der siebten B2B NORD in der MesseHalle Hamburg-Schnelsen am 14. April 2016.

Die Verkehrsprognose für 2030 vom Bundesverkehrsministerium sagt eine Steigerung desVerkehrsaufkommens von 39 Prozent voraus, gleichzeitig liegen auch Schätzungen z. B. der Progtrans, einer schweizerischen Unternehmensberatung vor, die besagen, dass das Verkehrsaufkommen im Straßenverkehr von 2008 bis 2020 um 20 Prozent steigen wird. Es ist also eine Tatsache, dass die Belastungen der Infrastruktur stark zunehmen werden.

Ein weiterer Aspekt ist, dass schon jetzt in Deutschland Fahrer fehlen, da sich immer weniger Menschen für diesen augenscheinlich unattraktiven Berufszweig entscheiden. Vor diesem Hintergrund sind Hersteller und Transporteure gefordert nach Lösungen zu suchen. Obwohl autonom oder teilautonom fahrende LKW noch wie ferne Zukunft klingen, gab es jetzt bereits Feldversuche auf europäischen Autobahnen, die in diese Richtung gehen. So berichtete Manfred Kuchlmayr über einen im April stattgefundenen herstellerübergreifenden Versuch, bei dem vernetzte LKW Kolonnen selbstständig nach Rotterdam fuhren.

„Platooning“ nennen Fachleute diese Technologie. Dabei halten die Fahrzeuge nur je zehn Meter Sicherheitsabstand zueinander. Gesteuert werden sie von einer Software, die schneller reagiert, als menschliche Fahrer. „Es hat funktioniert, weil man sich auf Standards geeinigt hat“, so Manfred Kuchlmayr. Besonders sinnvoll ist der Einsatz autonom fahrender LKW dabei im Fernverkehr, um Fahrer bei der „langen Meile“, also den großen Strecken auf den Autobahnen, zu unterstützen, so dass diese Zeit für andere Tätigkeiten genutzt werden kann.

Es können zum Beispiel Touren geplant werden oder sich mit dem Empfänger in Verbindung gesetzt werden oder auch durch Ruhezeiten und Reduzierung der Fahrzeiten insgesamt eine optimalere Einsatzmöglichkeit der Fahrer erzielt werden. Die Umsetzung der Innovationen ist jedoch sehr schwierig. Technisch ist zwar schon vieles machbar, jedoch wird die Entwicklung sowohl durch die rechtlichen und versicherungstechnischen Rahmenbedingungen, als auch durch moralische und ethische Überlegungen behindert. Viele Rechtsvorschriften in der EU und Deutschland erschweren und verteuern zudem die technische Entwicklung und verzögern auch deren Umsetzung so immens, dass Innovationen zum Zeitpunkt der Umsetzung schon wieder überholt sind.

Die Politik muss hier noch viele Weichen stellen und zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung grenzübergreifend anpassen. Axel Kröger gab noch zu bedenken, dass vor Einführung der technischen Neuerungen zunächst die Vernetzung zwischen Logistikbetrieben und Kundschaft vorangetrieben werden muss. Derzeit fehlen noch wichtige Schnittstellen, um die verschiedenen Systeme miteinander zu vernetzen. Auch ist nicht klar, wie diese Vernetzung finanziert werden soll. Hier müssen partnerschaftliche Lösungen gefunden werden.

Bei aller Innovationsliebe der Logistikbranche, der sich auch die klein- und mittelständischen Unternehmer stellen müssen, ist es jedoch auch wichtig zu hinterfragen, wie sinnvoll die Neuerungen sind und ob diese bezahlbar sind. Gerade vor dem Hintergrund der Billigfahrer aus Osteuropa ist es für die Branche wichtig, Ersparnispotenziale zu erkennen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Wir wollen den Fernverkehr auch weiterhin vernünftig betreiben. Das deutsche Unternehmertum ist hier ganz wichtig, vor allem in Transport und Logistik. Deswegen sind wir über jede Innovation froh, die bezahlbar ist und den Unternehmern hilft“, so Andreas Mähler abschließend.