Hamburg (ml) Seit dem 21. Juni darf sich Hamburg Airport ganz offiziell „Best Airport Europe“ nennen. Der Flughafen Hamburg erhielt damit den anerkannten ACI (Airport Council International Europe) Award in der Kategorie 10 bis 25 Millionen Passagiere.

Eine renommierte Jury aus unabhängigen Experten wählte anhand einer umfangreichen Unternehmensbewerbung den besten Flughafen Europas in vier verschiedenen Kategorien (1 bis 5, 5 bis 10, 10 bis 25 und über 25 Millionen Passagiere) aus. Nachdem der Flughafen Hamburg in diesem Jahr bereits als „Bester Non-Hub-Flughafen in Europa“ ausgezeichnet wurde, ist dies der zweite große Award und Grund genug für das Wirtschaftsmagazin einmal mit Michael Eggenschwiler, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Flughafen Hamburg GmbH, zu sprechen.

Herr Eggenschwiler, bei uns in Schleswig-Holstein wird natürlich viel über den Hamburg Airport gesprochen. Von den Auszeichnungen hat man nicht ganz so viel mitbekommen. Was sagen Sie dazu?
Nun, ich gebe Ihnen recht, natürlich hätten wir uns zu den Auszeichnungen auch etwas mehr Beachtung in der Presse gewünscht. Grundsätzlich aber sind wir erst einmal ganz besonders stolz auf diese Auszeichnungen. Dass wir unseren Titel als bester Non-Hub-Flughafen Europas erfolgreich verteidigen konnten, ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit. Das zeigt, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konstant gute Arbeit leisten inklusive der zahlreichen Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100- jährigen Bestehen des Flughafens im vergangenen Jahr.

Stimmt es, dass der nunmehr 101 Jahre alte Flughafen Hamburg der älteste Verkehrsflughafen in Deutschland ist? Und wie kam es überhaupt zu seiner Gründung?
Der Hamburg Airport ist tatsächlich der dienstälteste Flughafen in Deutschland. Und was viele nicht wissen: Er wurde von Hamburger Kaufleuten am 10. Januar 1911 gegründet. Zunächst als Flughafen für Zeppeline gedacht, starteten kurze Zeit später auch schon die ersten Flugzeuge. Die erste Halle für die Luftschiffe hatte bereits eine beeindruckende Länge.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Nun, auf dem gesamten Areal sind in den fast 250 ansässigen Firmen rund 15.000 Beschäftigte tätig. Wir sind damit einer der größten Arbeitstätten in Hamburg. Übrigens und das dürfte gerade für Sie interessant sein kommt gut ein Drittel unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Schleswig-Holstein. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch bei unseren etwa 50 Auszubildenden wider. Natürlich bietet die Flughafen Hamburg GmbH auch das Duale Studium an. Das Studium erfolgt übrigens in Elmshorn wieder eine Nähe zu Schleswig-Holstein.

Wie hoch ist die Zahl der Passagiere?
Hamburg Airport zählt jährlich 13,6 Millionen Fluggäste. Rund 160.000 Starts und Landungen finden hier pro Jahr statt. Unsere Passagiere können dabei aus einem weit verzweigten Streckennetz wählen: 115 nationale und internationale Ziele fliegen die über 60 Airlines ab Hamburg an.

Hamburg Airport ist der größte internationale Flughafen in Norddeutschland?
Das stimmt, insgesamt sind wir der fünftgrößte Flughafen in Deutschland. Mit den Regionen Hamburg, Schleswig-Holstein sowie Teilen Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und Dänemark verfügt Hamburg Airport über ein beeindruckendes Einzugsgebiet, dessen Passagierpotential für alle Fluggesellschaften sehr interessant ist. Hamburg Airport ist ein typischer City-Flughafen: Die Entfernung zur Innenstadt beträgt nur acht Kilometer. Das bedeutet kurze Wege für die Passagiere. Unser Spektrum an Flugzielen ist viefältig. Wenn Sie so wollen, erreichen wir die Metropolen Europas nonstop.

Wie sieht es im Langstreckenbereich aus?
United Airlines fliegt nonstop nach New York/Newark. Vom United- Drehkreuz in Newark können unsere Hamburger Fluggäste zudem schnell und bequem zu rund 200 Direktverbindungen nach ganz Nord-, Süd- und Mittelamerika umsteigen. Wer lieber in die östliche Hemisphäre reisen möchte, kommt mit Emirates zweimal täglich von Hamburg nach Dubai. Von dort aus bietet die mehrfach ausgezeichnete Airline Verbindungen in über 60 Länder der Welt. Seit letztem Jahr fliegt China Eastern Airlines von Hamburg nach Shanghai mit einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt.

Gibt es spezielle Zielgruppen, die Sie noch intensiver ansprechen wollen?
Wir sind mit der prozentualen Entwicklung bei den Zielgruppen unserer Passagiere durchaus zufrieden. So haben wir beispielsweise bei den Geschäftskunden einen Anteil von 40 Prozent. Ich wünsche mir allerdings mehr ausländische Gäste. Hier sehe ich durchaus noch ein Steigerungspotential, eventuell in Kombination mit der sehr guten Entwicklung im Bereich der Kreuzfahrten aus Hamburg und auch aus Kiel. Da sollte noch einiges machbar sein, zumal wir noch über ausreichende Kapazitäten verfügen. Bei uns in Hamburg erhalten die Fluggesellschaften immer noch die Flugzeiten, die sie benötigen. Und nicht wie beispielsweise in Frankfurt, wo sie die Zeiten nehmen müssen, die frei sind.

Sind Bremen oder Hannover Mitbewerber?
Selbstverständlich befinden wir uns da in einer Wettbewerbssituation. Jeder möchte natürlich seinen eigenen Standort so gut wie irgendwie möglich positionieren. Die wirtschaftliche Stärke Hamburgs und deren positive Entwicklung haben allerdings auch bei uns dazu geführt, gut zu zulegen.

Was sagen Sie den Menschen aus den umliegenden Regionen wie etwa Quickborn, Norderstedt oder Kaltenkirchen, die unter der Flugbelästigung leiden?
Das ist ein wichtiges Thema. Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer um ein gutes Miteinander mit unseren Nachbarn bemüht. Insgesamt haben wir 40 Millionen Euro in den Lärmschutz investiert. Jetzt folgen noch einmal 10 Millionen Euro. 1997 wurde ein Lärmschutzkontigent festgelegt. Im vergangenen Jahr wurde dies bereits um ein Drittel unterschritten und dies bei gleicher Anzahl von Flügen und 60 Prozent mehr Passagieren. Wir achten seit Jahren darauf, die jeweils modernsten Flugzeuge zu haben. Aber natürlich wird man ein geräuschloses Flugzeug nicht herstellen können. Ein wenn Sie so wollen aerodynamischer Lärm wird sogar bei einem Segelflugzeug erzeugt. Aber noch einmal, ich wünsche mir, dass wir unseren Nachbarn deutlich machen, dass der Lärm so gering wie möglich ist. Ein großer Teil der Gebäude in den Lärmschutzzonen ist bereits durch unsere bisherigen Programme mit Schallschutzfenstern und Schalldämmlüftern ausgestattet.

Das Flughafengelände scheint ausgereizt. Gibt es Pläne für eine Erweiterung des Geländes?
Eindeutig nein. Wir sind an der Grenze der Nutzung unserer Flächen. An eine Ausweitung wird definitiv nicht gedacht. Wir werden uns anstrengen müssen, das bestehende Gelände von insgesamt 570 Hektar noch effizienter auszunutzen.

Gibt es Überlegungen für eine zeitliche Reduzierung des Nachtflugverbotes?
Auch hier lautet meine Antwort: eindeutig Nein. Mit dem Nachflugverbot von 0 bis 6 Uhr kommen wir klar. Wir sind uns der geographischen Lage bewusst und müssen dies anerkennen. Da sind die Zeiten für das Flugverbot sehr fair und ausgewogen. Auch die Fluggesellschaften können dementsprechend planen. Ich finde das gut so. Natürlich gibt es in Notsituationen Sonderregelungen.

Was sind das für Ausnahmen?
Dies ist eindeutig geregelt. Ausnahmen sind beispielsweise medizinische Flüge oder aber Ausnahmeregelungen bei sogenannten triftigen Gründen. Hierzu gibt es aber klare Vorgehensweisen, die durch die Umweltbehörde geregelt sind. Diese kann Ausnahmen genehmigen. Tatsächlich waren es im vergangenen Jahr aber 167 Flüge.

Eine Frage zur aktuellen Situation des Hamburg Airports. Ist der Geschäftsführer zufrieden?
Da habe ich gemischte Gefühle. Wir haben aktuell eine Phase, in der der Verkehr recht gut läuft. Allerdings gibt es nicht unerhebliche Probleme durch die hohen Treibstoffpreise. Zudem hat sich die Einführung der Luftverkehrssteuer eindeutig als Wachstumsbremse herausgestellt. Dies alles belastet die Airlines und damit auch uns sehr. Auf Grund der Einführung der Luftverkehrssteuer hat beispielsweise eine Airline einige wichtige Strecken einstellen müssen. In wie weit sich diese Entwicklung auch auf andere Fluggesellschaften auswirken wird, ist heute noch nicht eindeutig vorherzusagen allerdings machen wir uns da Sorgen.

Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung?
Ich glaube, dass der Luftverkehr ein Transportmedium unseres Alltags geworden ist und bin davon überzeugt, dass dies auch so bleiben, wahrscheinlich sich sogar noch weiter ausbauen wird. Wirtschaftsbeziehungen sind global geworden. Die Mobilität des Einzelnen hat in den vergangenen Jahren gewaltig zugenommen und wird dies auch weiter tun. Heute ist es normal geworden, die Welt kennenlernen zu wollen. Auch dies wird so bleiben und lassen Sie mich das auch sagen: Dies wird auch für die Verständigung der Völker untereinander immer wichtiger. Wir tun gut daran, dies zu unterstützen. Für den Hamburg Airport kann ich nur sagen, dass wir uns für alle Herausforderungen in Bezug auf den Flugverkehr der Zukunft gut vorbereiten: mit einer modernen Infrastruktur, die von allen Fluggesellschaften in gleicher Weise in Anspruch genommen werden kann und mit einer flexiblen Preisstruktur, die Differenzierungen ermöglicht. Ich denke, wir sind gut aufgestellt.

Sind Sie mit der Politik vor Ort und dem neuen Bürgermeister zufrieden?
Das kann man mit einem eindeutigen Ja beantworten. Alle Hamburger Bürgermeister und dies unabhängig von der jeweiligen Partei haben dem Flughafen immer sehr positiv gegenübergestanden. Schließlich sind wir auch ein verlässlicher Partner.

Zum Schluss, wenn Sie mögen: Ihr persönlicher Wunsch?
Das beantworte ich gerne: Ich wünsche jedem hier ansässigen Unternehmen, dass es ihm gut geht. Denn dann wird auch mehr geflogen. Und wir haben das erfüllt, wozu wir da sind.

Alle Fotos: Flughafen Hamburg GmbH/M. Penner