Pinneberg (em/kv) Wenn aus Nachbarn eine Einheit wird: Zwei Finanzinstitute wollen sich zusammentun, um gemeinsam weiter zu wachsen. Die Vorstände der Volksbank Pinneberg-Elmshorn und der Raiffeisenbank Bad Bramstedt Henstedt-Ulzburg trafen sich zu ersten Gesprächen im Jagdhaus Waldfrieden bei Quickborn. In ruhiger Umgebung wolle man den offiziellen Start in die Gespräche beginnen und gemeinsam an der neuen Bank bauen.

Erste Ergebnisse wurden bereits veröffentlicht. So will man die notwendigen Beschlüsse der jeweiligen Gremien der Häuser in deren ordentlichen Vertreterversammlungen im Sommer 2019 erhalten. Rückwirkend wollen die beiden Genossenschaftsbanken dann zum 1. Januar 2019 zusammengelegt werden. So ist es bei der BaFin - Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht beantragt, berichteten die Vorstände bei einem Pressegespräch im Jagdhaus Waldfrieden. „Niemand muss fusionieren“, sichert Stefan Witt, Vorstandsmitglied aus Pinneberg zu. „Doch beide Häuser wollen ihre Kräfte jetzt aus einer Position der Stärke heraus bündeln“, ergänzt Ingmar Kampling, Vorstandsmitglied aus Bad Bramstedt.

Beide Banken sind wirtschaftlich kerngesund und weisen mit einer Betriebsergebnisquote vor Bewertung von ca. 1 % zur durchschnittlichen Bilanzsumme gute Zahlen vor. Aktuell verfügt die Raiffeisenbank Bad Bramstedt über eine Bilanzsumme von 532 Mio. Euro und die Volksbank Pinneberg-Elmshorn über 2,2 Mrd. Euro. „Mit gesteigerter Leistungsfähigkeit wollen wir unseren Kunden eine noch breitere und individuellere Beratung anbieten. Das können wir, wenn wir zukunftsorientiert handeln und uns vergrößern“, erklärt Vorstandsmitglied Andreas Jeske von der Raiffeisenbank Bad Bramstedt Henstedt-Ulzburg den Zeitpunkt, warum man gerade jetzt eine Fusion anstrebe. Und Uwe Augustin, Vorstand in Pinneberg ergänzt: „Was passt denn besser zusammen als eine Volks- und eine Raiffeisenbank?!“ Es könnten sich die Volksbank Pinneberg-Elmshorn mit ihrem hohen Anteil städtischen Charakters im Privat- und Firmenkundengeschäft verbinden mit der Raiffeisenbank Bad Bramstedt Henstedt-Ulzburg, die ländlicher gelegen, traditionell das ausgeprägtere Agrarkundengeschäft mitbringt. Da liegt ein neuer gemeinsamer Name auf der Hand. Das sei eines der Themen, die noch zu erörtern und zu entscheiden sein werden, ist aus dem Vorstandskreis zu vernehmen.

Die Erfolgsstory der genossenschaftlichen Bankenwelt begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. „Was einer alleine nicht schafft, dass schaffen viele.“ Diese Überzeugung der Gründungsväter Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch teilen Genossenschaftsbanken seit über 160 Jahren. „Es hat schon etwas sehr Beruhigendes, wenn man weiß, dass auch die Zukunft nach diesem Prinzip gestaltbar sein wird.“, ist sich Stefan Witt sicher. Und dass der Wind rauer weht, ist jedem seit der Finanzmarktkrise 2008 bekannt. Die Niedrigzinsphase nimmt noch immer kein Ende und die Regulatorik wird immer mehr verstärkt, wie z.B. die jüngst in Kraft getretene Datenschutz - Grundverordnung (DSGVO) der EU.

Deshalb sei es immer wichtiger, Spezialisten nicht nur für die optimale Kundenberatung und Kundenbetreuung in der Mannschaft zu haben, sondern auch für die internen Bereiche der Bank, hieß es aus dem Vorstandsgremium. Daran arbeite man laufend. „Deshalb bleibt auch die gesamte Mannschaft beider Häuser im Falle einer Fusion an Bord“, bestätigt Vorstand Kampling im Gespräch. „Auch die Attraktivität als Arbeitgeber wächst durch diesen Zusammenschluss. Dieses ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für die Zukunft“, so Vorstand Andreas Jeske. Die neue Bank verfügte dann über eine 492-köpfige Mannschaft. Das Geschäftsgebiet der fusionierten Banken erstreckte sich dann mit 30 Filialen nördlich ausgehend von Hamburg entlang der A7 bis nach Brokstedt sowie entlang der A23 bis nach Wilster. Es entstünde ein neues großes Geschäftsgebiet mit rund 120.000 Kunden. Nahezu die Hälfte der Kunden haben auch Anteile an ihrer Genossenschaftsbank, die sogenannten Mitglieder, und stärken damit die Eigenkapitalquote maßgeblich.