Nachhaltige Mobilität auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit, im Betrieb und auf dem Land zu fördern, war das Ziel des Projekts „Mobilitätsmanagement“ der Metropolregion Hamburg. Die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel sollte gefördert und die PKW-Nutzung verringert werden. Drei Jahre lang wurden vier Reallabore gefördert, die jetzt im Rahmen einer Abschlusskonferenz ihre Ansätze präsentiert haben - vom Schul- und Arbeitsweg bis zu Lieferverkehren und Flottenmanagement.

Das Projekt zielt darauf ab, Verhaltensmuster bei der Verkehrsmittelwahl im Alltag zu hinterfragen und Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern. Vier Reallabore in Hamburg, Neumünster und in den Kreisen Pinneberg, Stade, Harburg, Lüneburg und Cuxhaven wurde an Lösungen für Betriebe und Gewerbestandorte, für Schulen sowie ländliche Regionen gearbeitet. 

Mobilitätsmanagement an Schulen und Kitas (Pinneberg und Hamburg Altona)

Im Reallabor „Schulisches Mobilitätsmanagement im Nachbarschaftsforum Südholstein/Hamburg“ hat das Projektbüro Bueffee im Auftrag des Kreises Pinneberg flächendeckend mehr als 140 Bildungseinrichtungen befragt. Im Ergebnis wurde das Phänomen „Elterntaxi“ als das vorherrschende Problem der Schulmobilität beschrieben. Um maßgeschneiderte Maßnahmen und Empfehlungen auf unterschiedlichsten Handlungsebenen zu entwickeln, erfolgten umfassende Eltern- und Schülerbefragungen. Die Analyse ergab, dass schlechte Sichtverhältnisse und unzureichende Querungshilfen entlang der Schulwege zu den meistgenannten Problemen gehören.

Konkreter wurde es dann für 16 Bildungseinrichtungen an sogenannten Pilotstandorten. Für diese Standorte hat das Projektbüro konkrete Maßnahmen und Werkzeuge entwickelt. Für typische Probleme wurden Musterlösungen erarbeitet. Im Rahmen eines abschließenden Fortbildungsprogramms werden diese Maßnahmen den Einrichtungen vor Ort erklärt und zur Anwendung empfohlen. Alle Ergebnisse und Empfehlungen werden in einem Werkstattbericht zusammengefasst und können dann von anderen Kommunen mit vergleichbaren Problemlagen übernommen werden.

Mobilität am Gewerbestandort Schnackenburgsallee (Hamburg Altona)

Der Hamburger Bezirk Altona hat für das drittgrößte Gewerbe- und Industriegebiet der Stadt mit rund 1.500 Betrieben die Mobilitätsbedürfnisse vor Ort untersucht und ein Konzept erarbeitet. Ziel war es, das Mobilitätsangebot für Beschäftigte, Lieferverkehre und Kundschaft der Unternehmen nachhaltig zu verbessern. Dieser Standort braucht Lösungen für nachhaltige Verkehrsanbindungen auf den letzten zwei Kilometern und ist damit beispielhaft für viele Standorte in der Metropolregion. 

Zu den Ergebnissen gehört, dass diese Entwicklung nicht ausschließlich von außen erfolgen kann. Deshalb gehörte der Aufbau eines Unternehmensnetzwerkes zu den zentralen Aufgaben. Das Interesse der Unternehmen an einem verbesserten Mobilitätsangebot war sehr groß. Acht Unternehmen haben sich deshalb zusammengeschlossen und den Verein „Unternehmen am Volkspark e.V.“ gegründet. Im Austausch mit der Verwaltung wurden Maßnahmen gezielt vorangebracht. Die HOCHBAHN plant jetzt zum Beispiel die Einrichtung eines hvv switch Punktes im südlichen Bereich der Schnackenburgallee.

Ergebnis ist auch ein Praxisleitfaden, der die Erkenntnisse zusammenfasst und in Handlungsempfehlungen übersetzt. Er soll Unternehmen und Kommunen als Handlungskonzept dienen, das Potenziale des standortbezogenen Mobilitätsmanagements aufzeigt. 

Mobilitätsmanagement im ländlichen Raum im Landkreis Cuxhaven

Es wurden Maßnahmen entwickelt, um die Bekanntheit und die Qualität der Mobilitätsangebote im Landkreis zu steigern. Der Fokus lag dabei auf den Anruf-Sammel-Taxis, die abseits der Bahn- und Hauptbuslinien im Landkreis das einzige regelmäßig verkehrende öffentliche Mobilitätsangebot sind.

Von den insgesamt 19 ermittelten Handlungsbedarfen sind einige Maßnahmen in der operativen Entwicklung oder wurden bereits umgesetzt. Weitere fließen als Empfehlung in den nächsten Nahverkehrsplan ein. Der Schwerpunkt liegt im Aufbau eines permanenten Mobilitätsmanagements. Es besteht ein Bedarf an umfassender Koordination der Vermarktung der Anruf-Sammel-Taxis und der weiteren Mobilitätsangebote zum Beispiel durch eine permanente Kommunikationskampagne.

Neben der Bekanntheitsförderung wurden auch streckenbezogene Anpassungen angestoßen. So wurden in der Pilotregion Südkreis zusätzliche Haltestellen errichtet und das Tarifangebot vereinheitlicht. Mittelfristig ist eine Netzüberplanung vorgesehen, bei der vier Gemeindeangebote zu einem Anruf-Sammel-Taxi-Netz integriert werden sollen. In der Pilotregion Hemmoor – Börde Lamstedt ist geplant, dieses Angebot optimaler auf den Buslinienverkehr abzustimmen.

Betriebliches Mobilitätsmanagement in Neumünster, Pinneberg Stade, Harburg, Lüneburg

Im Rahmen des Reallabors wurden Mobilitätsbedarfe in Betrieben analysiert. Im Austausch mit den Unternehmen Feldbinder, Viebrockhaus, RAISA und dem Städtischen Klinikum Lüneburg aus der Süderelbe Region und den Unternehmen Danfoss Power Solutions, DACHSER SE, dem Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster und der Stadtverwaltung Neumünster wurden Lösungsansätze erarbeitet. 

Großes Potenzial zeigte insbesondere die Förderung der Fahrradmobilität und die stärkere Kommunikation von Mobilitätsangeboten. So möchte Feldbinder eine Mobilitätsseite im Intranet einrichten oder einen Mobilitätsbeauftragten einsetzen. Viebrockhaus bietet den Mitarbeitenden eine kostenlose Nutzung der eigenen E-Ladesäulen, will aber auch die Nachrüstung von überdachten Radabstellanlagen angehen. Auch bei DACHSER SE und der Stadtverwaltung Neumünster kommen noch viele Beschäftigte mit dem Pkw - selbst bei kürzeren Distanzen. Ein Ausbau von Fahrradabstellanlagen, ein Bike-Sharing-System sowie eine stärkere Zusammenarbeit mit dem betriebsinternen Gesundheitsmanagement sind Handlungsansätze. Darüber hinaus wird die Anpassung der Buslinientaktung zwischen Unternehmen und den Stadtwerken sowie der Stadt Neumünster erörtert.

Die entwickelten Handlungsansätze werden für Unternehmen in der gesamten Metropolregion ab Ende September in einen digitalen Werkzeugkasten der auf der Website der Metropolregion Hamburg verfügbar sein.