KIEL. Im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit hat die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (LVGFSH) heute (18.10) ein neues digitales Informationsangebot zum Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz vorgestellt. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken führte in die Thematik ein und betont: „Viele Menschen leiden unter psychischen Belastungen. Krisen wie Pandemie oder Krieg können bereits bestehende Belastungen noch verstärken. Neben der wichtigen professionellen therapeutischen Hilfe kann auch das persönliche Umfeld jedes einzelnen Menschen dazu beitragen, mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen umzugehen. Dabei können auch Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz und Führungskräfte eine positive Rolle einnehmen. Deswegen ist es wichtig, dass wir heute über Angebote der Prävention und Entstigmatisierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz sprechen.“

Auf einer neuen Internetseite der LVGFSH unter www.lvgfsh.de/entstigmatisierung finden sowohl Betroffene, Führungskräfte als auch Kolleginnen und Kollegen niedrigschwellige Informationen und Hilfe bei psychischen Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz. Mit dem Projekt der LVGFSH wird ein Ziel umgesetzt, das die regierungstragenden Fraktionen in Schleswig-Holstein in ihrem Koalitionsvertrag verankert haben. „Wir setzen uns für eine Entstigmatisierung und Enttabuisierung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft und für die dazugehörigen Hilfen ein“, so Ministerin von der Decken.  

„Genau das setzen wir jetzt um“, erläutert Dr. Petra Schulze-Lohmann von der LVGFSH. „Mit der Förderung des Gesundheitsministeriums wurde ein Expert:innenkreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz etabliert, in dem sich Akteur:innen verschiedener Professionen gemeinsam diesem Thema widmen.“ Ein wichtiges Anliegen und Ziel ist es dabei, allen Menschen im Kontext Arbeitsplatz aufzuzeigen, was sie dazu beitragen können, damit aus einer psychischen Belastung keine chronische Erkrankung wird.

Ein erstes Ergebnis ist der „Erste-Hilfe Koffer für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz“, der ab sofort auf der Website https://lvgfsh.de/gesund-leben-und-arbeiten/ aufrufbar ist. Hier finden sowohl Betroffene als auch Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen viele Informationen zu Signalen, die auf eine psychische Beeinträchtigung hindeuten könnten, zu Möglichkeiten der Ansprache und erhalten Hinweise auf externe Unterstützungsangebote.

„Findest Du auch, dass Herr Mustermann in letzter Zeit so komisch ist? Ja, habe ich auch gemerkt. Der kapselt sich total ab und seine Arbeit ist auch nicht mehr so verlässlich wie früher“ – so oder ähnlich könnte ein Gespräch im Kollegenkreis stattfinden, das Anzeichen für psychische Probleme thematisiert. „Natürlich ist nicht jede Beeinträchtigung der seelischen Gesundheit gleich eine psychische Erkrankung. Aber permanente Überlastungen, ob im beruflichen oder im privaten Kontext, können dazu führen. Getuschel darüber, oft hinter dem Rücken des anderen, hilft jedoch niemandem“, erläutert Dr. Petra Schulze-Lohmann. Helfen möchten in der Regel alle, wenn sich der Kollege plötzlich merkwürdig verhält. Aber wie kann man es ansprechen, ohne den anderen zu verletzten oder übergriffig zu wirken? Genau hier setzen die angebotenen Informationen an.

Auch die von der LVGFSH angebotenen Kurse „Mental Health First Aid“ helfen dabei. Darin wird erklärt und geübt, wie man die richtigen Worte findet. Darüber hinaus gibt es von erfahrenen Instruktor:innen eine Fülle von Informationen zu psychischen Erkrankungen, womit die Akzeptanz von Menschen mit seelischen Erkrankungen verbessert werden soll und ihnen damit der Alltag erleichtert wird. Die seit Herbst 2023 angebotenen Kurse werden sehr gut nachgefragt. Interessierte können sich unter gesundheit@lvgfsh.de nach weiteren Terminen erkundigen. „Wir freuen uns sehr, dass die Akzeptanz so gut ist, und werden das Thema aktiv weiter begleiten“, resümiert Svenja Langemack, Geschäftsführerin der LVGFSH.