Kaltenkirchen (em) Politik trifft Wirtschaft und dies in dem Umfeld einer paradoxen Situation. Während deutschlandweit händeringend nach Unternehmen gesucht wird, die tatsächlich etwas unternehmen, Arbeitsplätze schaffen und Steuern generieren statt nur Subventionen aus Stadt und Kreis abzuschöpfen, möchte die Firma dodenhof in Kaltenkirchen ihr Haus erweitern, wird aber derzeit durch die Landesregierung gebremst.

Die SPD Landtagskandidaten Katrin Fedrowitz und Stefan Weber sowie der derzeitige Landtagsabgeordnete Andreas Beran besichtigten das Kaltenkirchener Möbel- und Modehaus und wurden dabei von Berndt Chylla, dodenhof-Geschäftsführer, Michael Juhr, Geschäftsführer des Modehauses, und Olaf Hansen, Geschäftsführer des Möbelhauses, empfangen. Das Wirtschaftsmagazin befragte die SPD Politiker nach ihrer Einschätzung der Erweiterungspläne.

Herr Chylla, die Erweiterungspläne der Firma dodenhof werden derzeit durch die Landesplanungsbehörde Schleswig-Holstein gestoppt. Die Einwände sind jedoch in zwei von vier Punkten im Rahmen der DOC-Ansiedelung in Neumünster von den zuständigen Gerichten für nicht relevant erklärt worden. Trotzdem ist ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren abgelehnt worden. Wie geht es weiter?
Chylla: Ich denke, nach Prüfung der Rechtslage sind die Möglichkeiten besser als je zuvor. Dies wird auch von einem Gutachten der Prüfungsgesellschaft GMA bestätigt, die klar festgestellt hat, dass der Handel in der Innenstadt außer in dem Bereich der Medien und weißen Ware, in der ein kleineres Sortiment vorgeschlagen wird, nicht beschädigt wird. Dies Ergebnis wurde dann auch in einer öffentlichen Sitzung der Bevölkerung Kaltenkirchens vorgestellt. Hier konnten wir feststellen, dass es nicht nur in der Bevölkerung sondern auch parteiübergreifend eine große Unterstützung für die Erweiterungspläne gibt.

Schon heute gibt es zwischen Bad Bramstedt und Quickborn keine Möglichkeit mehr, zum Beispiel Parfum, zu kaufen. Für neue CDs sind Kaltenkirchener gezwungen entweder nach Henstedt- Ulzburg oder in die ca. 30 km entfernten Städte Neumünster oder Hamburg zu fahren. Die klare Frage an die Politik: Ist diese Monokultur gewollt, um einzelne Anbieter zu unterstützen?
Fedrowitz: Ganz sicher nicht! Wohin die Beschränkung auf wenige Anbieter führt, konnte bereits in einigen Branchen verfolgt werden. Ich glaube, im umgekehrten Fall kann man nicht behaupten, dass zum Beispiel im Bereich der Telefonie die Preise nach Auflösung des Telekommunikationspols gestiegen sind. Das Gegenteil ist der Fall. Wettbewerb schafft Unternehmensvielfalt und die wiederum schafft Arbeitsplätze. Dies muss unser vorrangiges Ziel sein!

Nach Würdigung der Faktenlage, denken Sie, dass die Erweiterungspläne von dodenhof in Kaltenkirchen bisher den nötigen Rückenwind aus dem Kreis Segeberg erhalten haben?
Fedrowitz: Aufgrund der vorliegenden Fakten sicherlich nicht. Dafür müssen wir uns dann als gewählte Abgeordnete intensiv einsetzen. Weber: Ein Zustand den man sicherlich nach der Landtagswahl und der hoffentlich veränderten Mehrheiten ändern sollte.

Fehlt bei der Verfolgung der Kreisziele die Unterstützung durch die Segeberger Kandidaten aller Parteien?
Beran: Leider ja, zu Zeiten der SPD Regierung hat es einen gemeinsamen Stammtisch der Abgeordneten aus dem Kreis Segeberg gegeben, der sich parteiübergreifend getroffen hat und so auch Projekte aus dem Landkreis nach vorne bringen konnte. Dies hat sich leider mit dem Regierungswechsel zu Schwarz-Gelb geändert und sollte nach der Landtagswahl unbedingt wieder eingeführt werden. Hiervon würde der Landkreis enorm profitieren.

Wird in Kiel die Entwicklung des Kreises Segeberg vergessen?
Beran: Auch hier muss ich leider sagen, dass die Kreise im nördlichen Teil Schleswig Holsteins eine deutlich stärkere Unterstützung erhalten. Die Tatsache, dass zum Beispiel die SPD nur einen Kandidaten aus dem Kreis Segeberg in Kiel platziert hat, obwohl der Kreis an Platz drei der Einwohnerzahlen in Schleswig-Holstein liegt, zeigt ganz klar, dass die Hausmacht des Kreises in Kiel unterrepräsentiert ist. Auch dies wird sich, so hoffe ich, nach der Landtagswahl deutlich ändern.

dodenhof zieht als Leuchtturm Wirtschaftskraft in die Region. Sehen Sie die umliegenden Gemeinden hier geschädigt?
Weber: Ganz sicher nicht! Auch ich kaufe am Wochenende zum Beispiel in Henstedt-Ulzburg ein und denke nicht, dass die Käufer die Gleichen sind, die zum Beispiel zu dodenhof fahren würden. Ich glaube, dass es eher die Käufer sind, die typischerweise in Hamburg zum Einkaufen gehen. Insofern kann ein Angebot, das den Umsatz im Kreis Segeberg hält und hier vor Ort Arbeitsplätze schafft, für alle Gemeinden im Kreis sicherlich nur von Vorteil sein.

Über 700 Mitarbeiter arbeiten schon in den bestehenden Häusern. Mehr als 40 Ausbildungsplätze konnten geschaffen werden, ab dem nächsten Jahr wird zu dem erstmals ein dualer Studiengang angeboten. Können weitere Arbeitsplätze durch die dodenhof Erweiterung geschaffen werden?
Chylla: Zunächst werden die bestehenden Arbeitsplätze, die in der Hoffnung auf eine Erweiterung geschaffen wurden, gesichert. Aber natürlich muss eine Erweiterung durch einen weiteren Ausbau des Mitarbeiterstandes im dreistelligen Bereich unterstützt sein. Wir würden auch hier, wie wir es bereits bei den bestehenden Arbeitsplätzen getan haben, eine Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Kaltenkirchen anstreben. Die Wiedereingliederung, zum Beispiel von Frauen nach der Babypause, haben wir gemeinsam sehr erfolgreich durchgeführt.

Ich bitte um eine eine klare Aussage der Politik: Wird die Erweiterung durch Sie als Landtagskandidaten unterstütz?
Fedrowitz: Ein absolutes Ja! Weber: Selbstverständlich und ohne Zweifel ja!

Und am Ende natürlich die Frage zur A20. Die Wirtschaftstreibenden verfolgt folgende Horrorvision: Die SPD kommt an die Regierung und koaliert mit den Grünen. Eine Woche später wird der „grüne Riesenwurz“ in Bad Bramstedt gefunden und die Grünen fordern den Stopp der A20. Unsere Frage: Fallen Sie als Landtagsabgeordnete der SPD dann um?
Beran: Die A20 ist durch. Das haben auch die Grünen gesagt. Wenn der „grüne Riesenwurz“ gefunden wird, könnte eine Lösung sein, dass die Autobahn einen kleinen Schlenker macht. Fedrowitz: In keinem Fall! Die A20 wird gebaut. Weber: Darüber braucht niemand mehr zu diskutieren. Das Projekt ist in trockenen Tüchern.

Zum Schluss noch ein Test, ob Sie Schleswig Holstein wirklich kennen. Welche Stadt passt nicht in diese Reihe: Schuby, Kropp, Großenaspe und Norderstedt?
Beran: Drei davon sind Autobahnabfahrten. Fedrowitz: Und eine wird es nicht werden! Die Gutachten sprechen eine deutliche Sprache: Wir brauchen keine Autobahnabfahrt in Norderstedt. Und dabei bleibt es auch.

SPD Statement zur dodenhof-Erweiterung
„Die A20 wird gebaut. Das Projekt ist in trockenen Tüchern“, erklären Katrin Fedrowitz und StefanWeber. „Daran wird die Landtagswahl nichts ändern.“