Hamburg (fg/kv) Im ersten WirtschaftsDialog Breitband auf der siebten B2B NORD analysierten Dr. Axel Bernstein (CDU Landtagsabgeordneter), Theo Weirich (Stadtwerke Norderstedt) und Christof Sommerberg (Deutsche Glasfaser), wie der Ausbau von Glasfaser in Deutschland für die digitale Zukunft möglich ist.

Das Ziel der Landesregierung Schleswig-Holstein ist klar formuliert. Anders als die Bundesregierung und die EU es gemacht haben, wurden hier ganz bewusst keine Bandbreitenziele formuliert. Man hat zwischen Technologie und Infrastruktur unterschieden und ein Infrastrukturziel formuliert, das eine flächendeckende Versorgung mit der Technologie Glasfaser eröffnet. Somit wird in eine Infrastruktur investiert, die zukunftsorientiert ist und auch alle künftigen Bandbreitenbedarfe ohne große Zusatzinvestitionen abdecken kann.

Trotzdem kommt der Ausbau nur schleppend voran. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Für Dr. Axel Bernstein ist das Ziel zeitlich zu weit gesteckt. Bis 2030 soll eine flächendeckende Versorgung erreicht werden. Dies ist sowohl für den Privatverbraucher als auch für Unternehmen ein unüberschaubar langer Zeitraum, bei einer rasant voranschreitenden Digitalisierung unserer Welt. Zudem ist die Formulierung der Ziele nicht ausreichend, vielmehr muss die Landesregierung nun auch für maßgeschneiderte Förderbedingungen in Schleswig-Holstein sorgen.

Derzeit fehlt der Dialog zwischen öffentlichen Netzausbauern und solchen aus der Privatwirtschaft. Kommunale Anbieter haben im Gegensatz zu privaten Anbietern den Vorteil, dass sie die kommunalen Strukturen im Hintergrund haben. Private Anbieter bringen entweder genügend Kapital mit oder ihre Netze bilden die Grundlage für die finanzielle Absicherung. Die Förderinstrumente des Landes müssen zielgenauer auch kleinen Unternehmen helfen, die in den Ausbau der Netze investieren möchten. Unterstützung durch das Land gibt es durch das Breitband-Kompetenzzentrum Schleswig- Holstein in Kiel.

Die Struktur dieser Institution sollte jedoch überprüft werden, da sie aus einer Zeit stammt, in der es noch keine privaten Anbieter gab. Es wäre wahrscheinlich sinnvoller, das Wirtschaftsministerium als unabhängige Beratungsstelle für alle Marktteilnehmer zu benennen, da die kommunalen Spitzenverbände, die derzeit das Breitband-Kompetenzzentrum betreiben, selbst Akteure im Markt sind.

Die fehlenden Regularien erschweren die Umsetzung des Ausbaus der Glasfaserinfrastruktur immens. Trotzdem herrscht nicht totaler Stillstand. So wurde z.B. beschlossen, möglichst kurzfristig ein Landes-Backbone- Netz mit Glasfasertechnologie zu bauen, an das alle Schulen Schleswig-Holsteins angeschlossen werden sollen. Dieses kann in Zukunft auch als Rückgrat dienen, um den Ausbau von Glasfaser in der Fläche weiter voranzutreiben.

Obwohl für die Investitionen in die Infrastruktur „Glasfaser“ nur ein Bruchteil der Beträge benötigt wird, wie zum Beispiel für den Ausbau von Autobahnen, fehlen derzeit für die privaten Kapitalgeber die Möglichkeiten, in diese Infrastruktur großflächig zu investieren, so Christof Sommerberg von Deutsche Glasfaser. Eine Investition ist für die privaten Kapitalgeber bei einer zwar niedrigen aber sicheren Rendite jedoch hoch attraktiv, da durch die Glasfaserinfrastruktur das Wirtschaftspotential der Region enorm angehoben wird. Ein privatwirtschaftlicher Ausbau in den einzelnen Städten und Kommunen lohnt sich jedoch nur, wenn dort flächendeckend ausgebaut werden kann.

Der Teilausbau einer Stadt ist nicht rentabel. Theo Weirich hält es für unerlässlich, dass die Politik die unternehmerischen Tätigkeiten der Kommunen weiter fördert und erleichtert. Denn diese Unternehmen gehören schlussendlich dem Bürger und tragen auch zur Entlastung der Haushaltskassen der Städte bei. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Leistungen den Bürgern zu moderaten Preisen angeboten werden können.