Hamburg (kv/sh) Über hundert Jahre Familientradition stehen hinter dem Namen Budnikowsky und mit Cord Wöhlke ein Mann, der zusammen mit seiner Tochter Julia und seinem Sohn Christoph das Unternehmen in der mittlerweile 4. Generation führt. Seit 1979 leitet der passionierte Läufer die Geschicke des Unternehmens, holte 2012 die Kinder in die Geschäftsführung und schaffte so ein Unternehmen, in dem mit Stiefmutter Ruth Wöhlke drei Generationen einer Familie zusammen arbeiten. Auch Sohn Nicolas ist in leitender Position im Unternehmen, damit hat Wöhlke schon klar die Weichen Richtung Zukunft gestellt und den Kindern die weitere Entwicklung von Budnikowsky in die Hände gelegt.

Budni ist ein Unternehmen, das einfach zu Hamburg gehört und sich im rauen Drogeriemarkt einem zunehmenden Konkurrenzkampf ausgesetzt sieht. Was macht einen Unternehmer aus, der von sich noch sagen kann jede Filiale seines Unternehmens genauestens zu kennen und im Herzen durch und durch ein hanseatischer Mittelständler ist.

Wie führt man ein Unternehmen wie BUDNIKOWSKY zum Erfolg?
Mit Leidenschaft, Offenheit, Beharrlichkeit, Optimismus, Menschlichkeit und Glück. Elementar ist auch, gesellschaftliche Veränderungen intensiv zu beobachten und daraus Lösungen für das Unternehmen zu suchen.

Was machen Sie anders als Ihre Vorgänger?
Handel ist Wandel. Das ist eine sehr alte Weisheit. In diesem Sinn ist der permanente Wandel zugleich ein Fortführen bewährter Verhaltensmuster. Der Handel lebt in großen Bereichen vom Zeitgeist. Diesem heißt es beständig auf der Spur zu bleiben. Jeder Unternehmer muss sein Unternehmen im Lauf der Zeit immer wieder neu erfinden. Aber man muss auch erkennen, dass gewisse Ansprüche an einen erstklassigen Kundenservice, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein vielfältiges Sortiment, qualitativ hochwertige Waren, gute Arbeitsbedingungen und gesellschaftliches Engagement Konstanten sind, die den Wandel überdauern.

Was bedeuten Krisen für Sie?
Krisen gehören zum Leben und zum Lebensalltag eines Unternehmers. Krisen sind auch Chancen für eine Neupositionierung, für einen flexiblen Umgang mit den Anforderungen der Zeit. Leidensdruck schafft mehr Klarheit und den Blick fürs Wesentliche.

Wie wichtig ist ein Team für Sie?
Heute wichtiger denn je. In der Geschäftsleitung bilde ich seit 2012 ein Team mit meinem ältesten Sohn und meiner Tochter. Das ist für uns alle nicht immer leicht, bereichert uns aber auch. Wir lernen unglaublich viel voneinander. Auch jede unserer 182 Filialen besteht aus einem Team. Teamgeist bedeutet: Auseinandersetzung mit den Ideen Einzelner, gemeinsames Arbeiten für den Erfolg, füreinander einstehen, sich gegenseitig anfeuern, beflügeln oder auch mal bremsen. Einzelne können durchschlagende Ideen oder Erfolge haben. Aber sie brauchen ein Team, um sie durchzusetzen.

Wie wichtig ist Vertrauen für die Unternehmensführung?
Vertrauen ist die Grundlage jeder Zusammenarbeit. Ohne Vertrauen geht nichts.

Was bedeutet Tradition für Sie?
Mit der Tradition verbinde ich Rituale, die den Spirit des Unternehmens ausmachen. Rituale stehen für Stabilität, Verlässlichkeit und Gemeinschaft in einer schnelllebigen Zeit.

Was haben Sie radikal verändert in der Unternehmensführung, als Sie die Leitung übernahmen?
Radikale Veränderungen sind nicht mein Ding. Viel wichtiger ist es, Veränderungen über einen langen Zeitraum hinweg kontinuierlich zu verfolgen.

Wer wird Ihr Nachfolger?
Meine Kinder, so hoffe ich.

Wie bauen Sie Ihren Nachfolger auf?
Es gibt kein Patentrezept um ein Unternehmen zu leiten. Ich bin immer ansprechbar, ich stärke meine Kinder und berate sie. Aber nicht immer helfen meine eigenen Erfahrungen den Kindern bei ihrer Entscheidungsfindung. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und daraus lernen.

Wie viele neue Geschäftsideen haben Sie derzeit im Kopf und wie werden die realisiert?
Wir alle haben leider immer viel mehr gute Ideen, als Geld sie auch zu realisieren!

Welches Unternehmen würden Sie gern mal für einen Tag führen?
Interessieren würde mich vielleicht mal ein Wechsel von der Wirtschaft in die Politik.

Sie dürfen als Kanzler fünf Punkte umsetzen, welche wären das?
Den Zusammenhalt in der Gesellschaft durch folgende unterschiedliche Maßnahmen gewährleisten:
• Stärkung des Mittelstandes
• Bildungschancen von der KITA bis zur UNI fördern.
• Integration der Flüchtlinge
• Große Einkommensunterschiede müssen gesellschaftlich akzeptabel gehandhabt werden. Von der Globalisierung müssen auch die niedrigen Einkommen profitieren. Dazu gehört auch die Einführung eines Grundeinkommens allerdings bei Abbau aller So- zialleistungen.
• Leistung muss belohnt werden.

Im Rückblick: Welche sind die drei Bigpoints, die Ihr Unternehmen entscheidend nach vorne bewegt haben?
• Tagtäglich den Kundennutzen zu verbessern
• Verständnis für die Sorgen der Mitarbeiter
• Kontinuität in der Führung

Welche Chancen hätten Sie gehabt, haben sie aber nicht ergriffen?
In den 70er/80er Jahren Abschied von der Regionalität zu nehmen.

Was waren die größten Irrwege in der Entwicklung des Unternehmens?
Zu glauben, dass Regionalität im Massenmarkt im Einkauf ausreicht.

Das Internet und Amazon revolutionieren den Markt. Wo steht der Drogeriemarkt und im besonderen Budnikowsky in 10 Jahren?
Alle Drogeriemärkte werden Marktanteile bis zu 20% im Online-Bereich verlieren, aber wir wollen in diesem Prozess mit der EDEKA überleben. Die Zeit ist schnelllebig, Trends kommen und gehen. Aber ein regionales, familiengeführtes Unternehmen, das fest in der Region verankert ist und bei der Auswahl seines Sortiments auf Qualität und Nachhaltigkeit achtet, das hat für die Kunden in zehn Jahren sicher einen hohen Stellenwert.

Herr Wöhlke, Sie sind bei BUDNIKOWSKY Mitinhaber in 3ter Generation. Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte unbedingt Lokomotivführer werden.