18 Tischler der Innung Kreis Segeberg sind jetzt freigesprochen worden. Gleich mehrere Gesellen haben ihren ersten Beruf zugunsten des Handwerks an den Nagel gehängt.
„Ich bin stets der Meinung gewesen, dass Beruf von Berufung kommt.“ Was Obermeister Thomas Jenning in seiner Rede anlässlich der Freisprechungsfeier der Tischler-Innung Kreis Segeberg im Restaurant am Ihlsee in Bad Segeberg am Donnerstag, 6. Juli, betonte, spiegelte sich gleich bei mehreren der Gesellen wieder: Einige von ihnen sind nicht mehr ganz jung und haben bereits eine Ausbildung hinter sich, zum Beispiel Jan Wichmann. Er steht mit seinen 37 Jahren mitten im Leben und hat sich spät dafür entschieden, seiner Berufung zu folgen und Tischler zu werden. In seinem ersten beruflichen Leben hat der Bargteheider als Betriebswirt im Außenhandel für ein Pharmaunternehmen gearbeitet. „Ich habe gemerkt, dass Geld nicht alles ist und ich meiner wahren Leidenschaft folgen muss. Die Vielseitigkeit mit der Möglichkeit, schöne Dinge nach individuellen Wünschen zu gestalten, macht den Beruf des Tischlers so reizvoll.“ Dass eine Entscheidung manchmal reifen muss, um ins Schwarze zu treffe, zeigt der Erfolg von Jan Wichmanns Abschluss: Er hat als Innungsbester seine Lehrzeit beendet. Gelernt hat er bei Dohmen & Ardelt Tischlerei in Bargteheide. Sein Gesellenstück ist eine Truhe aus 300 Jahre altem Eichenholz, das von einem alten Schleusenboden stammt. Den Boden des Schubkastens hat er mit Leder belegt.
Der vielseitigste Handwerksberuf
Auch der Zweitbeste, Sean-Pierre Michelmann (gelernt bei Die Holzwerkstatt Möbelgestaltungs-und Restaurierungs GmbH, Henstedt-Ulzburg), hat mit 27 Jahren bereits Lebenserfahrung. In seiner Dankesrede an die Ausbilder und Lehrer sagte er: „Wir als Tischler üben den schönsten und vielseitigsten Handwerksberuf aus: Wir arbeiten mit vielen unterschiedlichen Materialien, Oberflächen, Maschinen und Farbkombinationen und treten als Kundenberater auf.“
Felix Leisering (gelernt bei Tischlermeister Sönke Daniel, Seth) hat als drittbester die Ausbildung abgeschlossen und ist 30 Jahre alt.
Die Hesebeck-Stiftung unterstützt
Die drei sowie Felix Fielitz (Landesverein für Innere Mission Rickling) bekamen zudem von der Werner-Hesebeck-Stiftung mit Sitz in Henstedt-Ulzburg je 350 Euro überreicht. „Wir fördern diejenigen Tischler, die mit ‚gut‘ und ‚sehr gut‘ abgeschlossen haben“, erklärte Stiftungsvorstand Bernd Langbehn. Er ist zugleich auch Geschäftsführer der Hesebeck Home Company, wo die Gesellenstücke ausgestellt waren. „Wir möchten das Tischlerhandwerk nach Außen transportieren“, sagte er weiter.
Möbel statt Computer

Julia Westermann (Oliver Schröder Tischlermeister) ist die einzige Frau in diesem Jahrgang. Auch die 34-Jährige hat zuvor in einer ganz anderen Branchen gearbeitet. Die Norderstedterin erzählt: „Ich habe als PR-Beraterin in Hamburg gearbeitet und wollte weg vom Bildschirm. Kreativ kann ich auch als Tischlerin sein, zudem erschaffe ich etwas, was ich am Ende in den Händen halten kann.“ Als Gesellenstück hat sie ein Sideboard gebaut, dass aus MDF und Beton gestaltet und mit Einfassungen für Pflanztöpfe versehen ist.
Viel Lob bekam die Klasse auch von Berufsschullehrer Benjamin Kowynia: „Ich habe viel Engagement und Leidenschaft bei Ihnen gesehen. Dennoch appelliere ich: Erweitern Sie Ihren Horizont, bauen Sie Ihre Fähigkeiten aus.“