Kreis Segeberg (em) „Sommerflaute am Arbeitsmarkt bedeutet Konjunktur bei Arbeitsagentur und Jobcenter. In den Sommerferien wurden viele neue Kunden aufgenommen und beraten. Schul- und Ausbildungsende lassen die Arbeitslosenzahlen in diesen Wochen wieder vorübergehend anwachsen, auch Qualifizierungen schließen häufig zu den Ferien ab“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn zur aktuellen Entwicklung.

Im Ferienmonat Juli meldeten sich 510 Menschen aus einer Beschäftigung und weitere 542 aus einer Ausbildung oder Qualifizierung. Darunter waren wie jedes Jahr zu dieser Zeit sehr viele Jüngere, die nach Abschluss ihrer Schul- und Berufsausbildung nicht direkt in eine Anschlussbeschäftigung gehen konnten. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren stieg im Juli um 97 (+15,0 Prozent zum Vormonat) auf 744. 

Schon in kurzer Zeit werden viele in eine Ausbildung, ein Studium oder einen Job wechseln, ist Thomas Kenntemich überzeugt: „Junge Nachwuchskräfte sind gefragt. Für Ausbildungsabsolventen gibt es interessante Jobangebote. Die meisten können bald eine neue berufliche Herausforderung antreten oder haben bereits einen neuen Vertrag in der Tasche.“ 

Entgeltstatistik: Berufsausbildung und Qualifizierung lohnen sich auch finanziell! Arbeitsagentur und Jobcenter unterstützen dabei. Der Median der Entgelte für eine sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Beschäftigung im Kreis Segeberg liegt bei 3.468 Euro brutto_._ Das bedeutet, die Hälfte der Beschäftigten verdient mehr als monatlich 3.468 Euro und die andere Hälfte weniger. Damit liegt der Verdienst im Kreis unter dem Bundeswert von 3.646 Euro, jedoch über dem Wert des Landes Schleswig-Holstein von 3.385 Euro. 

„Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung werden meist interessantere Tätigkeiten ausgeübt und es gibt einen besseren Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Eine Ausbildung lohnt sich auch finanziell. In einem Berufsleben macht der Unterschied fast 400.000 Euro brutto gegenüber einer Hilfskraft aus!“, rechnet Thomas Kenntemich vor. „Eine Berufsausbildung bringt daher viele Vorteile. Wer ohne eine Ausbildung in den Job gestartet ist, hat auch später noch gute Möglichkeiten diese nachzuholen. Arbeitsagentur und Jobcenter beraten und fördern. Auch in einer Beschäftigung kann in Zusammenarbeit mit dem Betrieb ein Berufsabschluss nachträglich ermöglicht werden.“ 

Berufsausbildung und Qualifizierung zahlen sich aus: Fachkräfte mit einer Berufsausbildung verdienen mit 3.323 Euro deutlich mehr als eine Hilfskraft mit 2.607 Euro. Wer in seinem Berufsleben noch etwas „draufsattelt“ und z.B. seinen Meister- oder Techniker-Titel macht, kann mit Verdiensten um 4.576 Euro rechnen. Für höhere Führungskräfte und akademische Spezialisten wird ein Verdienst um 5.764 Euro ausgewiesen. 

Ältere ab 55 Jahre verdienen rund 1.000 Euro mehr als junge Arbeitnehmer/innen. Sie punkten häufig mit einer langen Betriebszugehörigkeit und Berufserfahrung. Auch die Qualifikation steigt im Laufe des Lebens und führt zu einem höheren Verdienst. 

Die Differenz zwischen Männern und Frauen (Gender-Pay-Gap) in einem Vollzeitjob liegt bei 202 Euro (Bund: 365 Euro). Gehaltsunterschiede hängen insbesondere von Berufen, Branchen und Positionen ab. Inwieweit auch eine ungleiche Bezahlung für gleiche Tätigkeiten Ursache ist, lässt sich aus den Zahlen nicht ermitteln. 

Jetzt die Ausbildungsentscheidung treffen und mitteilen! Die Berufsberatung unterstützt den Start in eine erfolgreiche Ausbildung. Viele Schulabgänger/innen beginnen in diesen Tagen ihre Ausbildung, gehen bald auf eine weiterführende Schule, studieren oder starten in eine Überbrückung wie zum Beispiel ein freiwilliges Jahr. Sie alle sollten jetzt wissen, was sie beruflich machen wollen und wie der nächste Schritt dahin aussieht. Daher appelliert Thomas Kenntemich: 

 „Wenn die Zusage für die gewünschte Ausbildungsstelle oder die Schule da ist, sollten Jugendliche den Betrieben, bei denen sie noch im Rennen sind, sofort absagen und die Berufsberatung informieren. Die Unternehmen können dann nach Alternativen suchen und anderen Bewerbern noch eine neue Chance geben.“ 

Besonders in den ersten Wochen der Ausbildung kommt es häufig zu Vertragsauflösungen. Falsche Vorstellungen oder Erwartungen auf beiden Seiten sind oftmals der Grund. Ärgerlich, nach einem Ausbildungsabbruch beginnt die Suche für den Auszubildenden von vorn und dem Ausbildungsbetrieb fehlt später eine wichtige Fachkraft. 

Damit der Start in die Ausbildung erfolgreich klappt, sollten Betriebe und Azubis vereinbaren, bei Problemen und offenen Fragen aufeinander zuzugehen und gemeinsam Lösungen zu suchen, empfiehlt Thomas Kenntemich: „Häufig muss man sich erst einmal aneinander gewöhnen. Verhalten und Umgangston sind für beide Seiten oft ungewohnt. Missverständnisse können schnell entstehen. Dies sollte sofort offensiv angesprochen werden mit dem Ziel, der guten Absicht eines gemeinsam abgeschlossenen Ausbildungsvertrages eine faire Chance zu geben. Dabei können auch die Beratungskräfte der Kammern und der Arbeitsagentur helfen.“ 

„Auch fachliche Hindernisse in der Ausbildung können ausgeräumt werden“, weiß Thomas Kenntemich und rät: „Um das Risiko eines Abbruchs zu minimieren, kann die Arbeitsagentur Ausbildungsbetriebe und Auszubildende bei Bedarf mit Zusatzunterricht und sozialpädagogischer Betreuung unterstützen - und das sogar schon ab Ausbildungsstart!“ 

Bei der „assistierten Ausbildung“ wird ein individuelles Paket geschnürt, das ganz gezielt auf die Förderbedürfnisse des jungen Menschen und des Betriebes ausgerichtet ist. Kosten entstehen weder für die Auszubildenden noch für die Betriebe. 

Im Juli waren noch 591 freie Ausbildungsplätze im Kreis gemeldet. Wer sich jetzt spontan für eine Ausbildung entscheidet, hat noch eine interessante Auswahl an Möglichkeiten. Die kurzfristigen Erfolgsaussichten hängen von Beruf und Branche ab. Wer sich z.B. für eine Ausbildung im Einzelhandel, in der Lagerlogistik als Elektroniker/in oder Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r interessiert, hat besonders gute Chancen. 

Kurzentschlossene können sich gerne bei der Berufsberatung melden. Die Arbeitsagentur berät zu Ausbildung, Studium, Alternativen und Überbrückungsmöglichkeiten – ganz nach Bedarf. Die aktuellen Ausbildungsangebote sind in der Jobbörse unter www.arbeitsagentur.de zu finden.