Kiel (em) Die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland legen im Frühjahr 2024 insgesamt zu. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage der IHK Nord, dem Zusammenschluss 13 norddeutscher Industrie- und Handelskammern. Die drei Teilbranchen Schifffahrt, Hafenwirtschaft und Schiffbau verzeichnen im Vergleich zum Herbst 2023 zum Teil kräftige Zuwächse beim Geschäftsklimaindex. Sorgen bereiten den Unternehmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Arbeitskosten, die Entwicklungen der Energiepreise sowie weiterhin der Fachkräftemangel.

Am deutlichsten zulegen konnte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Plus von 61,8 Punkten. Dabei schätzen 27,8 Prozent der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage günstiger, 65,9 Prozent gleichbleibend und nur rund sechs Prozent ungünstiger ein. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften bei der Gewinnung von Fachkräften (94,4 Prozent), der Entwicklung der Arbeitskosten (72,9 Prozent), der Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (81,3 Prozent) sowie den Energie- und Rohstoffpreisen (42,4 Prozent). „Trotz dieser positiven Momentaufnahme begrüßen wir vor dem Hintergrund der hohen Subventionen in den großen Schiffbauländern Asiens und mit Blick auf die geforderte maritime Souveränität den vor kurzem gefassten Beschluss des EU-Wettbewerbsfähigkeitsrates zur Notwendigkeit einer maritimen Industriestrategie für Europa“, sagt der IHK Nord-Vorsitzende Dr. Bernhard Brons. „Besonders betrachtet werden muss auch die herausfordernde Situation im Kreuzfahrtschiffbau“, so der Vorsitzende.

Bei der Hafenwirtschaft legt der Geschäftsklimaindex um neun auf 102,3 Punkte zu. Hier schätzen 93,7 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend ein. Allerdings sehen über 59,3 Prozent Risiken hinsichtlich der Entwicklung der Arbeitskosten und jeder zweite Betrieb klagt über den anhaltenden Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Die Wirtschaft und die Länder im Norden fordern eine Erhöhung des jährlichen Hafenlastenausgleichs auf mindestens 400 Millionen Euro. Von der erst vor kurzem beschlossenen Nationalen Hafenstrategie der Bundesregierung haben wir zur Finanzierung der Infrastruktur in den Seehäfen deutlich klarere Aussagen und mehr Mut von der Bundespolitik erwartet", so der IHK Nord-Vorsitzende. „Angesichts der nationalen Bedeutung der Häfen für die gesamte deutsche Wirtschaft als Drehscheiben im globalen Handel und für die Umsetzung der Energiewende brauchen wir eine dauerhaft angemessene Finanzierung", erklärt Dr. Brons. 

Auch in der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten verbessert. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Plus von rund 36 Punkten und springt damit auf 103,9 Punkte. Mehr als drei Viertel der befragten Reeder erwarten eine günstigere oder zumindest gleichbleibende Entwicklung der Geschäftslage. „Mit rund 85 Prozent bereiten der Branche die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen große Sorge. Immer wieder greifen die Huthi-Rebellen Schiffe im Roten Meer an, was zur Verunsicherung beiträgt“, erläutert Dr. Brons. Weitere Risiken sehen die Unternehmen bei der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise (63,2 Prozent) sowie bei den Arbeitskosten (57,1 Prozent) und dem Fachkräftemangel (50,9 Prozent).

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage stehen online auf der IHK Nord-Website: www.ihk-nord.de