Hamburg (em) Die Ergebnisse der Konjunkturbefragung der Handwerkskammer Hamburg für die Monate Juli bis September 2023 zeigen eine aktuell weitgehend gute Geschäftslage. Allerdings setzen die gestiegenen Zinsen und die weiterhin merkbar vorhandene Inflation auch dem Handwerk zu. Aktuell sehen sich insbesondere die Betriebe, die personenbezogene Dienstleistungen anbieten, also z.B. Kosmetiker, in einer schwierigen Situation.

Die Aussichten werden seitens der Betriebe gegenwärtig uneinheitlich eingeschätzt. Während insbesondere im Bauhauptgewerbe und auch im Kraftfahrzeuggewerbe die weitere Entwicklung der Konjunktur als schlecht eingestuft wird, zeigen sich z.B. die Gesundheitshandwerke und auch das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe trotz schlechter Lage eher optimistisch. 

Der Trend zum Preisanstieg setzt sich auch im Handwerk fort. Der höchste Anteil von Betrieben, die ihre Preise im Berichtszeitraum erhöht haben, findet sich im Lebensmittelhandwerk. Hier gaben fast 60 Prozent der Firmeninhaber an, ihre Preise angehoben zu haben. Nur um die 40 Prozent der Betriebe konnten ihre Preise stabil halten. Hier wirkten sich offensichtlich die stark gestiegenen Energiepreise weiterhin aus. Den geringsten Preisanstieg bzw. teilweise sogar gesunkene Preise weisen die personenbezogenen Dienstleistungen und das Bauhauptgewerbe auf. Dabei handelt es sich um Branchen, die gegenwärtig aufgrund der stagnierenden bzw. sinkenden Nachfrage keine Preiserhöhungen gegenüber ihren Kunden durchsetzen können. 

Der Trend zum Preisanstieg wird offenbar weiter anhalten, denn erneut gibt etwa ein Drittel der Betriebe an, die Verkaufspreise in den kommenden Monaten anheben zu wollen. Deutlich höher ist der Anteil bei den Betrieben des Lebensmittelhandwerks. Hier stellen fast 70 Prozent der Betriebe Preiserhöhungen in Aussicht. Ob diese allerdings realisierbar sind, muss sich in den nächsten Monaten zeigen. 

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Hamburg wurde im Zeitraum vom 19. September bis zum 3. Oktober 2023 online durchgeführt. Durch Werbung für die Aufnahme in das Panel, also den Kreis der registrierten Teilnehmer, hat sich die Teilnahmebereitschaft zwar deutlich erhöht, dennoch wird die angestrebte Zahl von 180 teilnehmenden Betrieben um ca. 40 verfehlt. Entsprechend wird hier nicht von einer repräsentativen Umfrage gesprochen. Allerdings bieten die Zahlen ein Meinungsbild, das wichtige Hinweise zur Bewertung der Konjunktur im Hamburger Handwerk liefert. 

Beurteilung der aktuellen Geschäftslage
Im Herbst 2023 ist die wirtschaftliche Verfassung des Hamburger Handwerks insgesamt stabil. Fast die Hälfte aller Betriebe gibt an, sich in einer guten Lage zu befinden. Dieser Anteil ist gegenüber dem Frühjahr sogar leicht angestiegen. Weiter zugenommen hat jedoch auch die Zahl der Handwerker, die eine schlechte Lage beklagen. Nachdem ihr Anteil im Frühjahr auf 14 Prozent gestiegen war, antworten aktuell sogar 17 Prozent, dass ihre derzeitige Lage schlecht ist. Es zeigen sich also Risse, die auf eine leichte und kontinuierliche Tendenz zur Verschlechterung hindeuten. 

Rückblick aufs Vorquartal: Entwicklung von Beschäftigten, Umsatz, Verkaufspreisen und Investitionen
Beim weit überwiegenden Teil der Handwerksunternehmen hat sich die Beschäftigung gegenüber dem Frühjahr nicht verändert. Etwa zwei Drittel geben an, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter gleich geblieben ist. Per Saldo gibt es ein leichtes Übergewicht von Betrieben mit rückläufiger Beschäftigung. Hier steht ein Anteil von 13 Prozent, deren Mitarbeiterzahl gestiegen ist, einem Anteil von 19 Prozent mit sinkender Beschäftigung gegenüber. Auffällig hoch war der Personalabbau im Bauhauptgewerbe. Hier gab die Hälfte der Unternehmen an, aktuell weniger Beschäftigte zu haben als im vorausgegangenen Quartal. 

Geteilt zeigt sich auch die Entwicklung bei den Umsätzen im Hamburger Handwerk, wobei auch hier die negative Tendenz überwiegt. Zwar konnten erneut etwa 20 Prozent der Betriebe gestiegene Umsätze melden, doch andererseits ist nun der Anteil derjenigen deutlich gestiegen, die sinkende Umsätze verzeichnen, und zwar von 22 Prozent bei der letzten Befragung auf nunmehr 29 Prozent. Hier ist das Gesundheitsgewerbe besonders betroffen. 60 Prozent der Betriebe melden gegenüber dem zurückliegenden Quartal gesunkene Umsätze. Es ist davon auszugehen, dass sich hier der durch die Inflation bedingte Kaufkraftverlust weiter Teile der Bevölkerung auswirkt. Die Suche nach Einsparpotentialen führt offenbar zu einem Aufschub des Ersatzes z.B. von orthopädischen Hilfen, Brillen oder Hörgeräten. 

Die Verkaufspreise steigen weiterhin, wobei sich jedoch eine Entspannung abzeichnet. Hatten bei der Befragung im Frühjahr noch fast die Hälfte aller befragten Handwerker angegeben, die Preise gegenüber dem zurückliegenden Quartal erhöht zu haben, waren es aktuell nur noch knapp über 40 Prozent. Entsprechend erhöht hat sich der Anteil derjenigen, die stabile Preise melden. Ein Anteil von 5 Prozent der Betriebe musste aufgrund der Marktsituation die Preise sogar senken. 

Die Investitionsbereitschaft der Hamburger Handwerksunternehmer hat sich trotz gestiegener Zinsen und eines sich abzeichnenden Erlahmens der Konjunktur noch überwiegend stabil gezeigt. Ein Anteil von 16 Prozent der befragten Betriebe berichtet von gestiegenen Investitionen; etwa ein Viertel hat die Investitionen gegenüber dem Vorquartal verringert. Über sinkende Investitionen berichten hier insbesondere das Bauhauptgewerbe und die im Bereich der Gesundheit tätigen Unternehmen. 

Weniger zuversichtlicher Blick in die Zukunft: Einschätzung von Geschäftslage, Beschäftigtenzahl, Umsatz, Verkaufspreisen und Investitionen für das nächste Quartal 
Weiterhin geht der überwiegende Teil der Handwerkerinnen und Handwerker in Hamburg von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung der Lage erwarten, ist gegenüber der letzten Befragung jedoch angestiegen. Nunmehr erwarten mehr als ein Fünftel der Betriebe eine Eintrübung der Situation. Der Anteil der optimistischen Handwerker ist gleichzeitig deutlich zurückgegangen: Waren im Frühjahr noch 40 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung ausgegangen, ist davon aktuell nicht einmal mehr die Hälfte übrig, nämlich nur noch 17 Prozent. 

Die zunehmend pessimistische Sicht ist zu deutlich, als dass sie sich nur auf den im Winterhalbjahr saisonal zu erwartenden Rückgang der Geschäftstätigkeit beziehen kann. Dies zeigt sich auch in den veränderten Erwartungen bei den Investitionen und der Beschäftigung: Der Anteil der Unternehmen, die Neueinstellungen planen, hat sich gegenüber dem Frühjahr von 24 auf 13 Prozent fast halbiert. 8 Prozent der Betriebe sehen sogar eine sinkende Beschäftigung – das ist eine Vervierfachung gegenüber der letzten Umfrage. Entsprechend zurückhaltend zeigt sich die Planung bei den Investitionen. Zwar liegt der Anteil der Unternehmen, die zusätzliche Investitionen planen, noch bei 13 Prozent, doch hat sich der Anteil derjenigen, die nunmehr ihre Investitionen verringern wollen, von 12 auf 25 Prozent verdoppelt. 

Unterschiedliche Entwicklungen in den Handwerksbranchen
Die Auswertung nach den sieben großen Handwerksgruppen erlaubt aufgrund der Datengrundlage nur eine vorsichtige Betrachtung branchenspezifischer Besonderheiten. Die folgenden Aussagen sind also als ein Meinungsbild Hamburger Handwerksbetriebe zu sehen: 
Im Bauhauptgewerbe (Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer und Gerüstbauer) stufen weiterhin deutlich mehr als die Hälfte der befragten Betriebe ihre aktuelle Lage als gut ein. Dramatisch verschlechtert hat sich allerdings die Auftragslage. Meldeten noch im Frühjahr 60 Prozent der Betriebe zunehmende Auftragsbestände, so sind es gegenwärtig nur noch sieben Prozent. Die Zahl der Unternehmen, die eine sinkende Zahl von Aufträgen verzeichnen, hat sich dagegen auf 29 Prozent fast verdreifacht. Bei 14 Prozent der Betriebe hat dies bereits zu Preissenkungen geführt. Entsprechend schlecht werden die Aussichten für die kommenden Monate gesehen: Mehr als ein Drittel der befragten Betriebsinhaber rechnet mit einer Verschlechterung der Lage. Nur 14 Prozent erwarten eine Verbesserung. 
Das Bild im Ausbaugewerbe (Ofen- und Luftheizungsbauer, Maler und Lackierer, Installateur und Heizungsbauer, Klempner, Elektrotechniker, Tischler, Stuckateur, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Glaser, Raumausstatter und Rollladen- und Sonnenschutztechniker) stellt sich ähnlich dar wie die des Bauhauptgewerbes. Hier sieht sich ein Anteil von mehr als der Hälfte der Unternehmen aktuell in einer guten Lage (53 Prozent). Allerdings hat sich auch hier die Auftragslage verschlechtert. Zwar haben 16 Prozent der befragten Betriebe gestiegene Auftragsbestände gemeldet, doch bei etwa einem Drittel der Betriebe (34 Prozent) ist der Auftragsbestand gesunken. Auch hier sind die Zukunftserwartungen im Moment schlecht. Ein Viertel der Betriebsinhaber erwartet eine sinkende Konjunktur. 

Im Handwerk für den gewerblichen Bedarf (Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Kälteanlagenbauer, Schilder-und Lichtreklamehersteller, Informationstechniker; Gebäudereiniger; Landmaschinenmechaniker und Modellbauer) beurteilt ein deutlich gesunkener Anteil der an der Befragung beteiligten Betriebe die allgemeine Lage als gut. Waren es in der letzten Befragung noch fast 70 Prozent der Betriebe, so sind es jetzt nur noch etwa die Hälfte. Hatte zuvor praktisch niemand seine wirtschaftliche Situation als schlecht bezeichnet, so sind es jetzt 14 Prozent. Damit überrascht nicht, dass auch die Aussichten getrübt sind. Der im Frühjahr vorhandene Optimismus hat sich in sein Gegenteil verkehrt. Zwar erwarten knapp zwei Drittel der an der Befragung beteiligten Unternehmen eine unveränderte Lage, doch über ein Drittel geht von einem Rückgang bei der eigenen Geschäftstätigkeit aus. 

Im Kfz-Gewerbe (Karosserie- und Fahrzeugbauer und Kraftfahrzeugtechniker) stufen weit über die Hälfte der befragten Betriebe ihre aktuelle Lage als gut ein. Die Daten weisen darauf hin, dass die Preissteigerungen ihren Höhepunkt möglicherweise schon überschritten haben: Etwa die Hälfte der Unternehmen gab an, die Preise im Berichtszeitraum angehoben zu haben. Für das kommende Quartal planen gegenwärtig nur 25 Prozent der Unternehmen Preiserhöhungen. Die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Monate sind gedämpft. Während praktisch niemand mit einer Verbesserung der Konjunktur rechnet, sehen zwei Fünftel der Unternehmen eine Verschlechterung auf sich zukommen. Auffällig bleibt jedoch die weiterhin überdurchschnittlich hohe Investitionsbereitschaft im Kraftfahrzeug-Gewerbe. Hier sind offenbar verstärkte Anpassungen in der technischen Ausstattung der Werkstätten gefordert, um der wachsenden Zahl von Fahrzeugen mit alternativen Antriebstechniken gerecht werden zu können. 

Im Lebensmittelgewerbe (Bäcker, Konditoren und Fleischer) ergibt sich eine Verschlechterung. Hatten im Frühjahr alle befragten Betriebe ihre Lage mit gut oder zumindest mit befriedigend angegeben, so geben jetzt 13 Prozent an, sich in einer schlechten wirtschaftlichen Situation zu befinden. Der Anteil der Betriebsinhaber, der die Lage mit befriedigend angibt, ist dabei nicht weiter gestiegen. Erkennbar ist eine gewisse Zuversicht für die kommenden Monate. Sie fällt mit 14 Prozent der Befragten jedoch mager aus. 86 Prozent erwarten eine unveränderte Situation. 

Im Gesundheitsgewerbe (Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker, Orthopädietechniker und Orthopädieschuhmacher) zeigt sich eine Verbesserung, denn der Anteil der Betriebe, die ihre Lage als gut ansehen, ist deutlich angestiegen. Im Vergleich zu anderen Berufszweigen des Handwerks sieht allerdings ein hoher Anteil von drei Fünfteln der Betriebe die Situation nach wie vor als nur befriedigend an. Immerhin herrscht gegenwärtig Optimismus: 40 Prozent der Unternehmen erwarten für das nächste Quartal eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. 

Uneinheitlich stellt sich die Lage im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe (Kosmetiker, Friseure, Uhrmacher, Maßschneider, Schuhmacher, Fotografen, Textilreiniger) dar. Jeweils knapp 40 Prozent der befragten Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber gaben an, sich entweder in einer guten oder umgekehrt in einer schlechten wirtschaftlichen Situation zu befinden. Damit bleibt dieser Gewerbezweig in einer weitgehend unveränderten Lage. Die Ursache der für viele Betriebe ausbleibenden Konjunktur liegt ohne Zweifel in den gegenwärtigen Kaufkraftverlusten bei den Konsumenten, die zur Zurückhaltung bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen führen. Ebenso ambivalent wie der aktuelle wirtschaftliche Status ist der Blick in die Zukunft, wobei der Optimismus leicht überwiegt, denn einem Anteil von 22 Prozent der befragten Betriebe, die eine Verschlechterung ihrer Situation vorhersagen, stehen immerhin 31 Prozent gegenüber, die eine Verbesserung erwarten. 
Ein Vergleich der wirtschaftlichen Situation des Hamburger Handwerks mit der Entwicklung auf Bundesebene kann vorgenommen werden, sobald die Ergebnisse des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) vorliegen. Sie werden unter https://www.zdh.de/ueber-uns/fachbereich-wirtschaft-energie-umwelt/konjunkturberichte/ veröffentlicht. 

Themenfrage: „Nachhaltigkeitskriterien“ – neue bürokratische Belastungen für das Handwerk?
Im Rahmen der Konjunkturumfrage wurden die Hamburger Handwerksbetriebe befragt, ob sie bereits Erfahrungen mit Anforderungen haben, die im Zusammenhang mit dem Ziel einer allgemein nachhaltigen Wirtschaftsweise an sie herangetragen werden.1 93 Prozent der Befragungsteilnehmer gaben an, dass weder Geschäftspartner, Behörden oder Kreditinstitute bisher in irgendeiner Form Informationen über die Nachhaltigkeit von Verfahrensweisen oder Produkten bzw. entsprechende Bewertungen bei ihnen angefordert haben. 

Die von der Umfrage aufgeworfene Frage steht vor dem Hintergrund derzeit wachsender Bestrebungen der Politik, das Ziel einer umfassend nachhaltig gedachten Volkswirtschaft auch über Maßgaben für das betriebswirtschaftliche Handeln durchzusetzen. Gleichzeitig zeigen sich auch wachsende Ansprüche von Kunden, auf die Firmen reagieren müssen. 

Welche Trends es diesbezüglich im Handwerk bereits gibt, zeigen die individuell gegebenen Stichworte von Handwerkern, die bereits mit Anforderungen konfrontiert wurden. So wurde im Lebensmittelbereich nicht näher spezifiziert „die Lieferung von Backwaren“ als Thema genannt, im Baugewerbe die Beachtung von Kriterien beim Holzeinkauf. Offenbar sind es in Hamburg momentan erste öffentliche Auftraggeber, die in den Rahmenverträgen für den Bau und die Instandhaltung von bestimmten Bauten Nachweise insbesondere über die Beschaffung von Baumaterialien einfordern. Im privatwirtschaftlichen Bereich wurde der Neubau eines Firmengebäudes genannt, das einen geringen „CO2-Fußabdruck“ haben sollte. Ein weiterer Handwerksbetrieb gab an, bereits einen „Öko-Profi“ an der Hand zu haben, der sich für ihn um Zertifizierungen kümmert. 

Zwar nimmt das Thema im Handwerk offenbar erst langsam an Fahrt auf. Fachleute erwarten derzeit, dass sich für Unternehmen zukünftig insbesondere dann Schwierigkeiten ergeben könnten, wenn Nachhaltigkeitskriterien zur gesetzlich geforderten Bedingung für die Kreditvergabe werden. Die Organisationen des Handwerks werden bestrebt sein, dass der Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die übrigens auch von vielen Handwerksbetrieben (teilweise schon seit vielen Jahren) als erstrebenswertes Ziel angesehen wird, verstärkt praktisch mit Leben gefüllt werden kann und dabei weitere bürokratische Aufwände möglichst vermieden werden.